Der Orden der Session 1998 /1999

Sessionsorden des 1. Würselener Karnevalsverein 1928

 

Der Tabak hat eine weltgeschichtliche Bedeutung.

Jeder muß ihm das zuerkennen, ob er ihn für gesund

Oder schädlich hält, ihn liebt oder verabscheut.

                  Hoffmann von Fallersleben

 

Erste Erwähnung des Rauchen in Deutschland:

Viel spanisch Volk, alwo sie schlechte Sittn eynführn

Wie da besunderlich sie eyn neue art von aus gelossenheyt demonstriern, aiß da ist daß ausblasen von Rauch.

Die Soldatt außm spanischen lant stoltzyren allhiero umher und fressen feuer zambt deme Rauch und daß dompe vollk obwundert sich schier.

   Klosterbericht Aachen 1587

 

 

Stichwort Tabaksteuer:

Üppiger Steuertopf, von dem nur naive Gesundheitspolitiker glauben, dass er den Raucher vom Genuß des blauen Dunstes abhalten soll. Statt dessen gilt es, durch vorsichtige, aber regelmäßige Steueranhebungen die Raucher an das offensichtlich Unvermeidliche zu gewöhnen. Die Tabaksteuer eignet sich wegen des schlechten Images des Rauchens hervorragend zur Stopfung anderweitig aufgerissener Einnahmeausfällen des Staates.

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Im Jahre 1827 gründeten die Brüder Jacob und August Philips eine Fabrik für Rauch-, Kau- und Schnupftabak. Alte Aachener Adressbücher weisen den Betrieb in der Achterstraße aus.

Die Gründung eines Zweigbetriebes an der Würselener Haaler Straße um die Mitte des vorigen Jahrhunderts trug der Entwicklung zu einer reinen Zigarrenfabrikation Rechnung. In den Revolutionswirren von 1848 hatten zudem die Zigarrenmacher Forderungen gestellt, die zu ihrer Entlassung geführt hatten. Im Würselener Filialbetrieb wurden daher nur weibliche Arbeitskräfte beschäftigt. Die Zigarrenfabrik entwickelte sich mit bis zu 500 Arbeitskräften zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor in Würselen. 1895 trat der aus Bremen stammende Heinrich Bischoff in die Firma ein, sein Sohn Heinrich führte den Betrieb fort. Die Bremer Verbindung war nicht zufällig, denn in dieser Stadt kaufte die Zigarrenfabrik die meist aus holländischen Überseebesitzungen Sumatra, Java und Borneo stammenden Rohtabake ein. Bis in die sechziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts war die Zigarrenherstellung eine reine Handarbeit. Dann setzte sich durch die Einführung der Wickelform die Formarbeit durch.

In vielen Würselener Familien werden auch heute noch diese Formen aufbewahrt: Zwei Holzbretter bilden Unter- und Oberteil durch Höhlungen jeweils mit dem Querschnitte einer halben Zigarre. Beim Aufeinanderlegen der beiden Teile entstehen also Hohlformen. Die genau der Form einer bestimmten Zigarre entsprechen. Diese Fabrikationsmethode führte zu einer Arbeitsteilung: Puppenmacher- oder Wicklerinnen fertigten die Rohzigarrre, Rollerinnen durch Hinzufügen des Deckblattes die fertige Zigarre, die Wickelformbesorgte unter Druck das absolut gleichmäßige Aussehen des Endproduktes.

Die Zigarrenfabrik Bischoff war der größte aber nicht der einzige Würselener Betrieb in der Branche. Hellmanns/Bissen, Bremen/Morsbach und Schaffrath/Klosterstraße stehen stellvertretend für Betriebsstätten mittlerer Größe. Besonders in den zwanziger Jahren dieses Jahrhunderts arbeiteten mehrere Dutzend Kleinbetriebe an der Herstellung von Zigarren.

 

Bis 1950 produzierte die Zigarrenfabrik Bischoff, 1971 schaffte die Spitzhacke durch Abbruch der Produktionsstätte Platz für die Wohnbebauung Am Haushof und Haaler Straße.

Der Orden zeigt oben eine Darstellung des Fabrikationsgebäudes auf dem Firmenbogen der Firma um die Jahrhunderwende.

Unten ist eine Zigarrenarbeiterin mit Wickelform dargestellt.

 

Josef Amberg

 

Quellen:

Handbuch des Tabakhandels. 4. Auflage 1944 Berlin

Bericht Aachener Volkszeitung 1971

Kulturarchiv Würselen



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