Der Orden der Session 1991 /1992

 

Der erste Würselener Karnevalsverein 1928 präsentiert den Sessionsorden für 1991/1992 mit dem Thema:

370 Jahre Maibräuche in Würselen

Oberer Teil des Ordens:

Jungenspielbrunnen Morlaixplatz 1991 (nach einem Foto)

Am 8. Juni 1991 wurde dem Würselener Brauchtum „Jungenspiele“ durch die Einweihung des Brummens von Bonifatius Stirnberg ein Denkmal gesetzt, das die Verwurzelung dieses Brauches in der Bevölkerung im gesamten Stadtgebiet gebührend dokumentiert.

Alle heutigen Elemente des Maibrauches wurden gegenständlich dargestellt, wobei die Beweglichkeit der Figuren jedem Betrachter ein eigenes Bild des Kunstwerkes vermittelt.

Die gute Aufnahme des Brunnens bei Bürgern und Besuchern Würselens sind für den Künstler und die Ideengeber der schönste Lohn für die bis 1980 zurückreichenden Bemühungen, ein volksnahes Jungenspiel-Denkmal zu errichten.

 

Unterer Teil des Ordens:

Situation nach einer Schilderung im Würselener Sendgericht-Protokollbuch 1620 (Zeichnung von Willi Palm, Würselen-Scherberg)

Verordnungen des Rates der Reichsstadt Aachen ließen bisher die Maibräuche für das 17. Jahrhundert auch für Würselen annehmen (Würselen gehörte in dieser Zeit zum Aachener Hoheitsgebiet). Die älteste bekannte Würselener Schriftquelle war lediglich die Chronik von 1855.

Erst jetzt konnte im Protokollbuch des Würselener Sendgerichts (1610 – 1699) ein Beleg der Existenz von Maibräuchen für 1620 aufgefunden werden. Verstöße gegen geltendes Recht führten sowohl 1855 wie 1620 zur Aufzeichnung.

„Zu Protokoll gegeben. Am 1. Mai |1620|, dem Festtag der Apostel Philipp und Jakob, sind die unverheirateten jungen Männer im Dorf Würselen nicht nur während der gesamten Nacht umhergezogen und haben um Gaben gebeten, sondern haben sich auch |am nächsten Morgen| zu der Zeit im Wirtshaus des Quirin von dem Birckdaum aufgehalten, als man zur Hauptmesse um neun Uhr läutete. Der Pastor hat vor dem Beginn der heiligen Messe zwei Messdiener in das besagte Wirtshaus gesandt, um die jungen Männer an den Besuch des Gottesdienstes zu erinnern; diese Erinnerung war jedoch erfolglos. Daraufhin hat sich der Pastor persönlich, bekleidet mit den Zeichen seines priesterlichen Amtes, in das Wirtshaus begeben und hat die |jungen Männer| zuerst höflich, dann jedoch recht barsch ermahnt und erinnert. Dies hatte allerdings nur zur Folge, dass ein kleinwüchsiger Soldat des Amtes Wilhelmstein, der einen blonden Bart trägt und das Leiendeckerchen genannt wird, den Pastor vom Kücheneingang aus mit einem Gewehr bedroht hat, während die jungen Männer ihre widersetzliche Haltung beibehalten haben und dem Gottesdienst in Ärgernis erregender Weise ferngeblieben sind. Die Namen der jungen Männer sind die folgenden: Andreas Hennens, Hilger Offermanns, Quirin Engel, Heinrich Engelen und Johannes Becker.

 

Am Fest Christi Himmelfahrt |25. Mai 1620| sind die unverheirateten jungen Männer des Dorfes Würselen und ihre Genossen am frühen Morgen in den Wald gezogen und haben einen Maibaum geschlagen.

Dann haben sie den Maibaum während des Gottesdienstes nach Würselen transportiert und am Nachmittag auf dem Grundstück des Quirin von dem Birck aufgestellt.

|…..|

Am Pfingstdienstag |1620| sind die tanzversessenen jungen Männer der Pfarrei schon vor dem Beginn der Hauptmesse von einem Wirtshaus in das andere gezogen, sind ungeachtet der Hauptmesse von Wilhelm Quadfliegs Haus nach Oppen zu Philipp Wahlen gegangen und haben sich betrunken, und zwar derart, dass Wilhelm Noppeney zwischen elf und zwölf Uhr mittags seine Mutter beschimpft, sie dann heftig geschlagen und schließlich |bei Philipp Wahlen?| die Küchenfenster einschließlich Glas und Rahmen zertrümmert hat.“

 

(Übersetzung: Dr. Franz Kerff)

 

Josef Amberg



 

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