Der Orden der Session 1994 /1995
WKV-Motivorden 1994/1995
Neben dem Bergbau und der Tuchherstellung bot die Fabrikation von Nadeln in der Vergangenheit vielen Würselenern Arbeit und Brot. Der Beruf des Nadlers gehörte zu den in bestimmten Familien überlieferten Traditionen.
Funde aus der Menschheitsgeschichte zeigen uns, dass die Nadel mit zu den ältesten Gebrauchsgegenständen des Menschen gehört. In der Urform als Stecknadel, dann als Pfriem zum Lochen von Material entwickelte sich die Nadel durch Ergänzung mit einem Öhr zu dem kleinen aber sehr nützlichen Gebrauchsgegenstand, der schließlich auch das Nähen mit einer Maschine ermöglichte. Auch das Grundmaterial war Wandlungen unterworfen: Knochen, Horn. Bronze, Messing und schließlich Stahl machten eine immer feinere Bearbeitung möglich. Die älteste bekannte Erwähnung von Nadeln in der Aachener Geschichte datiert aus dem 14. Jahrhundert. Sichere Nachricht über die Nähnadelfabrikation erbringt das sechzehnte Jahrhundert, aber erst das siebzehnte Jahrhundert setzt mit der Entwicklung des feinen Drahtzuges das Nadlergewerbe in die Lage, den Weltruf der Aachener Nadeln zu begründen.
Für Würselen ist 1759 die Gründung einer Vereinigung zur Unterstützung der Nadler bei Krankheit und Not, der Quirinus-Bruderschaft, belegt. 1762 zählt eine Würselener Steuerliste 47 Nadlermeister, 8 halbe Nadlermeister (ohne eigene Werkstatt) und 14 Nadelknechte auf. Das industrielle Zeitalter findet durch die Gründung der Nadelfabrik Gebrüder Queck, Würselen im Jahre 1871 seinen Niederschlag, eine von ehemals über 30 Nadelfabriken im Aachener Grenzland. Die Produktion in dieser Fabrik an der Drischer Straße wurde 1962 eingestellt.
Die heutigen Nadelproduktionsmaschinen fassen viele Arbeitsgänge zusammen, die nachfolgend nach dem Stand um die Jahrhundertwende noch einmal aufgeführt sind: schneiden, richten, schleifen, stampfen, stechen, einreihen und durchbrechen, abschleifen der Köpfe, härten und anlassen, schauern, beihauptlegen, blaumachen, abrunden, bleuen und schließlich das Abzählen und Verpacken.
Die derzeitige Situation der Nadelhersteller im Aachener Raum ist von einem mörderischen Konkurrenzkampf gegen Anbieter aus Fernost gekennzeichnet. Bisher konnten nur besondere Rationalisierungsanstrengungen den wenigen noch verbliebenen Nadelfabriken in unserer Region das Überleben sichern. Wir hoffen mit der einzigen in Würselen noch verbliebenen Nadelfabrik, der Firma Singer, dass in Zukunft diese Anstrengungen auch zum Wohle der dort tätigen Würselener Bürger Erfolg haben werden.
Beschreibung der Abbildungen:
Bild 1:
Ansicht der Nadelfabrik Gebr. Queck, Würselener Ortsteil Drisch nach einem Briefkopf der Firma aus dem Jahre 1907
Bild 2:
Der Nadler aus: Das Ständebuch, Insel-Bücherei, Holzschnitt: Jost Amman, Reims: Hans Sachs
Josef Amberg
Quellen:
Die Nähnadel, ihre Geschichte und die Bedeutung für den Aachener Raum bis zum 20. Jahrhundert von Josef Ernst (unveröffentlichtes Manuskript im Kulturarchiv der Stadt Würselen).
Verschiedene Veröffentlichungen in Aachener Tageszeitungen. Mündliche Auskunft von Herrn Walter Queck, Notar a. D.