Der Sessionsorden 2015/ 2016

 

Der Trilogie zweiter Teil; gewidmet den „Würselener Bänkelsängern“, Friedel Schwartz und – natürlich wieder -  unserem Heimatlied.

 

„Heimat“, ein Begriff, der gerade im Moment tragische Aktualität erfährt, denn im Jahr 2015 werden etwa 700.000 Menschen Schutz in Deutschland gesucht haben, weil sie vor Hunger, Mord und Terror aus ihrer Heimat fliehen mussten. Und wenn auch Karneval der Kurzweil dienen soll und Spaß machen muss, erlaube ich mir dennoch, an dieser Stelle unseren Orden auch diesen Menschen zu widmen, die ihr Zuhause verloren haben, aber ihre Heimat – wie wir -  in ihren Herzen tragen und sicher lieber an den Orten ihrer Kindheit wären, wie Friedel Schwartz es in unserem Heimatlied in der letzten Strophe beschreibt.

 

Friedel Schwartz, dessen Portrait wir in unserem Orden in dieser Session oben rechts wiederfinden, wurde am 24.06.1923 in Würselen geboren. Er ist unter anderem Komponist und Texter des Würselener Heimatliedes, welches im Jahr 2011 noch einmal vom 1. WKV neu produziert werden konnte und durfte, nachdem die Familie Schwartz großzügigerweise die Rechte daran abgetreten hatte.

 

Die anrührenden Zeilen des unvergessenen Friedel Schwartz bildeten in den beiden letzten Jahrzehnten jeweils den spektakulären Höhepunkt der Auftritte der „Bänkelsänger“ des 1. WKV, nämlich Heppi Kreutz, Franz-Josef Esser und Theo Kogel. Diese hatten sich im Jahre 1986 gemeinsam zum Ziel gesetzt, wieder traditionelles karnevalistisches Liedgut in die Gala-Sitzungen einzubringen und zu diesem Zwecke die Formation „Bänkelsänger“ ins Leben gerufen.

 

Theo Kogel, sein Portrait ziert unseren Orden oben links, wurde 1934 in der Würselener Wilhelmstraße Nr. 6 geboren und ist ohne Unterbrechung noch heute dort zu Hause. Offensichtlich ist er bereits als Säugling „karnevalistisch infiziert“, denn sein Vater, Peter „Pitt“ Kogel, war bereits 1929 erster Präsident des WKV und sollte dies bis in die 60er Jahre bleiben.

 

Sein Sohn Theo ist Gründungsmitglied der Prinzengarde des 1. Würselener Karnevals Vereins und seit 1951 Mitglied im WKV. Neben vielen Vorstandsämtern war er unter anderem für die Finanzen verantwortlich und ist seit 2009 Ehrenmitglied des Vereins. Für seine Bemühungen um das Brauchtum erhielt er nicht nur den „Wöschelter Düvel“, sondern auch die Verdienstorden des BDK in Silber, Gold und sogar in Gold mit Brillanten. Im zivilen Leben ist er Bäckermeister im Ruhestand und mit seiner Frau Thea seit 1961 glücklich verheiratet, die ihm in all den Jahren treu zur Seite stand und seine karnevalistischen Ideen stets unterstützte, „auch, wenn es ihr manchmal sicher schwer fiel“, sagt Theo Kogel mit einem Augenzwinkern.

 

Viel zu früh verstarben seine beiden Sangesfreunde Heppi Kreutz (+2007) und Franz-Josef Esser (+2014). Mit dem diesjährigen Orden spricht der 1. WKV ihnen und Theo Kogel – also den drei Bänkelsängern – seinen närrischen Respekt aus.

 

Hauptmotiv des Ordens ist in dieser Session das Gebäude der Spirituosenfabrik Cornely an der Bundesstraße 57, wie es 1892 aussah, denn zu Recht heißt es in der vierten Strophe des Heimatliedes, dass Würselen unter anderem „längst schon durch Schnaps bekannt“ sei, gebrannt nämlich an dieser Stelle seit 1892 von der „Germania Brauerei und Brennerei“ des Firmengründers Nikolaus Cornely, der bereits zuvor das Brauen und Destillieren in der Brennerei seines Onkels auf der Aachener Hörn gelernt hatte.

 

Sein Enkel, Hans Cornely, berichtet Folgendes: „Außer dem Hauptgebäude an der Aachener Straße gab es im hinteren Hofbereich eine Halle mit zwei übereinanderliegenden Kellern von jeweils 250 qm. Im unteren Keller wurden zur Bierkühlung Eisschollen gelagert, die etliche Würselener Landwirte winters aus ihren Hausweihern zur Brauerei brachten, und die bis zum Sommer vorhielten.

 

Wenn im Winter … also in der Brennerei gebrannt wurde, holten sich viele Bauern die nun entalkoholisierte Getreidesuppe, die sogenannte Schlempe, als begehrtes Viehfuttermittel ab. An solchen Tagen lag über Würselen jener typisch säuerliche Schlempegeruch. Der winterliche Kakaoduft der Schokoladenfabrik Trumpf über Aachen in der Vorweihnachtszeit war da schon wesentlich angenehmer.“

 

Bier wurde an der Würselener Aachener Straße jedoch nicht lange gebraut, die Schnaps- und Likörherstellung wurde schon früh zum Hauptzweck des Unternehmens. Nachdem Hubert und Cornel Cornely 1933 den Betrieb übernahmen – der Firmengründer war gerade verstorben – blühte das Geschäft weiter, bis die Gebäude im vorletzten Kriegsjahr durch Artilleriebeschuss schwer beschädigt wurden, und tragischerweise Robert Cornely noch in der Endphase dieses unseligen Krieges als Frontsoldat nahe der Heimat fiel.

 

Von 1947 bis in die 60er Jahre führte Cornel Cornely, der übrigens 1931 bereits Stadtprinz zu Würselen war, die Geschicke des Unternehmens fort, welches nach seiner Ära ein Ende fand.

 

In den Gebäuden an der B57 befinden sich heute mehrere Kleinunternehmen, unter anderem auch das eines der Urahnen des Firmengründers.

 

Im nächsten Jahr wird unsere kleine Ordenstrilogie mit dem dritten Exemplar ihren bestimmungsgemäßen Abschluss finden. Es wird sich wieder mit einem Motiv unseres Heimatliedes und dessen geistigem Vater beschäftigen. Besonders ehren werden wir damit dann jedoch Franz-Josef Esser, den Dritten im Bunde der Bänkelsänger.

 

Würselen, im Oktober 2015

 

 

 

Hannes Arnolds

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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